martes, 26 de agosto de 2014

Winfried Kronsteine:Männer Euro 2014: "MIT OLTEN HABEN WIR NOCH EINE RECHNUNG OFFEN"

"MIT OLTEN HABEN WIR NOCH EINE RECHNUNG OFFEN"

Foto gentileza faustball Austria
Kurz vor der Faustball-Männer Euro 2014 in der Schweiz traf oefbb.at den Teamchef:
Winfried Kronsteiner in einem ausführlichen Interview über die Vorbereitung auf so eine Veranstaltung, sein Team, das Leben als Teamchef und seine Gedanken zur WM im nächsten Jahr. 
oefbb.at: Am Freitag geht es los für euch mit dem diesjährigen Highlight der Männer-Faustball-Saison. Wie lief die Vorbereitung?
Winfried Kronsteiner: Wir haben mit der Planung unserer Vorbereitung heuer die Schlüsse aus den vergangenen Jahren gezogen: Stets hatten wir große Schwierigkeiten, in das Turnier zu starten, mussten uns erst als Mannschaft entwickeln. Dem haben wir heuer mit der Teilnahme an einer Turnierserie in der Schweiz versucht vorzubeugen: Wir wollten bereits im Vorfeld unter Wettkampfbedingungen ein eingespieltes Team bilden, und aus jetziger Sicht ist uns das auch gut gelungen.  

oefbb.at: Die Vorbereitung auf die EM stand ja - was Verletzungen betrifft - unter keinem guten Stern: Sigi Simon, Manuel Helmberger und Dietmar Weiss stehen nach ihren Verletzungen und Operationen nicht zur Verfügung: Eine schmerzliche Schwächung?
Winfried Kronsteiner: Beim ersten Hinsehen, ja, klar! Sie waren in den letzten Jahren große Stützen des Teams, vor allem Sigi außerdem zuletzt in blendender Verfassung. Andererseits bieten solch schmerzliche Ausfälle auch die Chance auf Entwicklung: So hat Stefan Winterleitner die Rolle als Abwehrchef innerhalb von kürzester Zeit angenommen und verinnerlicht, und auch der U21-Teamkapitän Stefan Wohlfahrt zeigt, dass er die Zukunft des Teams mitgestalten kann: Mit der Entwicklung der beiden bin ich äußerst zufrieden.

oefbb.at: Und wie ist die Lücke im Angriff zu schließen? Dietmar Weiß war ja jahrelang neben Jean Andrioli Österreichs stärkste Waffe.
Winfried Kronsteiner: Also, erstens freue ich mich sehr, dass mit Klemens Kronsteiner ein Spieler zurück ist, der - so kurios das auf den ersten Blick klingen mag - unsere Defensive stabilisiert und mit dem Service sehr variantenreich einsetzbar ist. Er hat mit Jean Andrioli ein richtig gut harmonisches Duo abgegeben in der Vorbereitung: Jean als Vollstrecker, Klemens als Vorbereiter. Und dann kommt mit Michael Feichtenschlager ein Angreifer hinzu, der das Potential hat, aus dem Schatten der Arrivierten zu treten: Er hat in diesem Jahr für mich den größten Schritt gemacht, sein Team beim Turnier in Widnau zum Sieg geführt. Er kann seine tollen Angriffsqualitäten immer besser auf den Platz bringen und hat in Peter Augl einen Partner im Angriff, der in der Lage ist, sowohl als zuverlässiger Vorbereiter als auch im Angriff unberechenbar seine Chancen zu nützen. In Summe hätte ich Ditz natürlich gerne dabei: Aber die Leistungen der Alternativen machen es mir leicht, mich nicht über die vergossene Milch zu beklagen.

oefbb.at: In der Abwehr vertraust du ja auf bekannte Gesichter: Markus Ahrens, Klaus Thaller, Bela Gschwandtner und Thomas Leitner waren auch letztes Jahr bei den World Games dabei. Eine konservative Entscheidung?
Winfried Kronsteiner: Nein, eine voller Vertrauen. Auf der linken Abwehrseite hat sich Max sowohl im Verein als auch im Team in sehr akribischer, engagierter Weise ein Niveau erarbeitet, das ihn für diese Aufgabe prädestiniert. Ähnliches gilt auch für Bela, der technisch schon sehr weit ist, auch als Spielerpersönlichkeit immer wichtiger wird für seine Mannschaft. Über Tom brauche ich nicht allzu viel diskutieren: Er hat, auch wenn wir ihn auf einer anderen Position als im Verein einsetzen, immer seine Leistung gebracht. Etwas anders bei Klaus Thaller: Er wurde ja nach der Verletzung von Sigi diesmal nachnominiert und war trotz der anfänglichen Enttäuschung über seine ursprüngliche Nichtberücksichtigung sofort fixes, verlässliches Teammitglied: Ein weiteres Zeichen, dass das Team funktioniert und dass man als Trainer stolz sein kann auf solche Persönlichkeiten.

oefbb.at: Dein Betreuerteam besteht ja seit einigen Jahren aus bis zu 6 Personen: Braucht es heutzutage so viele Menschen, um ein professionelles Umfeld zu bieten?
Winfried Kronsteiner: Ja, braucht es, die Anforderungen sind vielfältig. Mit Thomas Leitner ist ein Co-Trainer an Board, der weiß, wie Weltmeister geht, einer, der immer wieder querdenkt und neue Impulse in meine Denkweise und in das Team einbringt. Ich schätze das sehr, genauso wie die Arbeit des Sportpsychologen Friz Weilharter, der unverzichtbar geworden ist für mich und die Jungs. Er hat sehr viel beigetragen zur persönlichen Entwicklung der jungen Spieler in den vergangenen Jahren. Das gilt auch für Gerhard Horvath und Phillip Schretter, die beiden Physios. Wir nennen sie die magischen Hände: Immer bis spät in die Nacht bereit, die kleinen und großen Blessuren und Ermüdungserscheinungen der Spieler zu bekämpfen. Dazu kommen noch Sportkoordinator Michi Reisenberger, der uns organisatorisch den Rücken frei hält, und Martin Weiß als Scout vor Ort: Er wird die Gegner beobachten und unser Spiel live evaluieren.

oefbb.at: Mit Thomas Leitner wird ja ein neuer Kapitän das Team zur Europameisterschaft führen. Wie läuft so eine Entscheidung bei euch ab?
Winfried Kronsteiner: Das Team wählt sich sein Sprachrohr ohne Vorgaben und personelle Einschränkungen von uns. Auch wenn diese Rolle für ihn anfangs ungewohnt war, er sich erst finden musste: Tom ist die Integrationsfigur, die auf diesem Posten ganz wichtig ist: Er nimmt sich kein Blatt vor den Mund, kann mit allen kommunizieren und ist als Spieler und Mensch ein Vorbild: Ich halte seine Wahl für ein Argument für die Qualität von Schwarmintelligenz. In der Politik bin ich mir da nicht immer so sicher…
oefbb.at: Apropos sicher: Du hast das Thema ja auch gerade angesprochen: Auch im Faustball gibt es eine Unmenge an Teamchefs, die ihre Eindrücke und Kritik mehr oder weniger öffentlich zum Ausdruck bringen. Wie geht es dir da zum Beispiel bei der Kader-Nominierung?
Winfried Kronsteiner: Das ist das Thema, das klarerweise immer am meisten Staub aufwirbelt in der Szene: Je nachdem, welche Brille man trägt, hagelt es Unverständnis oder ich bekomme Bestätigung für mutige Entscheidungen. Fakt ist, dass unsere Entscheidungen mit nichts anderem als dem Team und seiner Entwicklung zu tun haben: die augenblickliche Form, die Erfahrung, der Benefit fürs Team, die (körperliche) Entwicklung, die taktische Einsetzbarkeit, die Bereitschaft, sich den Interessen der Mannschaft unterzuordnen, die Zukunftsprognose… All das sind Punkte, die da mit reinfließen. Und meine persönliche Brille hat mit Verein nichts zu tun: Sie bekämpft Weitsichtigkeit, die Weitsicht sollte erhalten bleiben…
  
oefbb.at: Jahre, in denen eine EM stattfindet, sind ja auch immer Jahre vor einem weltweiten Event: Nächstes Jahr steht die Weltmeisterschaft in Cordoba/Argentinien an. Wie wollt ihr dort die Erinnerungen an Fußball und 1978 wieder auferstehen lassen?
Winfried Kronsteiner: Die zentrale Herausforderung in der Planung für uns ist der Zeitpunkt Mitte November: Wir müssen unsere unmittelbare Vorbereitung in eine Zeit legen, in der die Witterung in Österreich unter Umständen keinen geregelten Trainingsbetrieb zulässt. Faustball Österreich wird also an einem Strang ziehen müssen, wenn wir dort erfolgreich sein wollen: Ich hoffe etwa auf die Unterstützung der Bundesliga. Ich habe ein entsprechendes Konzept ausgearbeitet, das sowohl Format als auch Terminplan der Bundesliga mit unseren Planungen für den kommenden Herbst kompatibel macht. Wenn wir uns da finden, bin ich sicher, dass wir alle davon profitieren können.

oefbb.at: Zum Abschluss noch: Was erwartest du dir von der Europameisterschaft in Olten?
Winfried Kronsteiner: Ich erwarte mir eine Mannschaft, die selbstbewusst nach vorne spielt, die ihre Chancen nützt und aktiv das Spiel gestaltet. Das liegt uns und das können wir auch: Nicht immer ist uns das in der Vergangenheit gelungen, das wollen wir heuer ändern.
Dieser Spirit trägt unsere Spielweise und wenn wir möglichst viel davon umsetzen, ist heuer alles möglich für uns: auch der Titel. Und der ist Faustball Österreich bei der WM 1999 am gleichen Ort ja schon verwehrt geblieben. Vielleicht passt das ja irgendwie mit den Orten in den nächsten 2 Jahren: Olten und Cordoba…

oefbb.at: Winnie, herzlichen Dank für dieses Interview und viel Erfolg in Olten.

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