Alemania: DFBL-Interview: So startet Bundestrainer Neuenfeld in die EM-Vorbereitung


Bundestrainer Olaf Neuenfeld (l.) und Co-Trainer Chris Löwe haben die EM 2012 schon im Fokus (Foto: DFBL/Schönwandt)



Hannover (DFBL/bec) — Nach der WM ist vor der EM: Rund 10 Wochen nach dem sensationellen Titelgewinn bei der Weltmeisterschaft in Österreich hat Männer-Bundestrainer die Vorbereitung auf die Europameisterschaft im kommenden Jahr in Schweinfurt bereits eingeläutet. Im Interview mit der DFBL blickt der "Bundes-Olaf" noch einmal zurück und schaut voraus aufs EM-Jahr.
Olaf Neuenfeld, wie fällt ihr Fazit mit etwas Abstand für die WM 2011 in Österreich aus?
"Nicht nur wegen des maximalen Erfolges fällt mein Fazit durchweg positiv aus. Mit dieser jungen Mannschaft den WM-Titel zu gewinnen, kann man sicherlich als Sensation bezeichnen. Wir haben uns nach anfänglichen Schwierigkeiten und den Niederlagen gegen die Schweiz und gegen Brasilien kontinuierlich gesteigert und waren zum entscheidenden Moment sowohl körperlich als auch mental voll auf der Höhe. Nicht zuletzt die erstklassige und professionelle Ausrichtung des österreichischen Faustballverbandes hat diese WM für alle zu einem unvergessenen Erlebnis gemacht."

Was ist ihr Erfolgsrezept gewesen?
"Ein wichtiger Faktor ist das Team an sich gewesen. Jeder einzelne, von den Spielern angefangen über die medizinische Abteilung bis hin zum Trainerstab inklusive Delegationsleiter, war sich bewusst, dass wir mit dieser jungen und unerfahrenen Mannschaft nur eine Chance haben, wenn jeder seine persönlichen Interessen hintenanstellt und alles dem Erfolg unterordnet. Trotz der intensiven Vorbereitung und der langen WM-Woche gab es keine Unstimmigkeiten und keinen Neid unter den Spielern. Solch einen Charakter, gepaart mit absoluter Einsatzbereitschaft, Siegeswillen und Freude am Spiel einer Mannschaft, habe ich in den zurückliegenden Jahren bisher noch nicht erlebt."
 
Also war die Arbeit der letzten Jahre doch nicht so verkehrt, wie von Kritikern behauptet?
"Diese Beurteilung überlasse ich den sogenannten Experten. Unsere Arbeit war seit 2007 auf vier Jahre ausgerichtet und wir haben viel experimentiert. Diesmal ist es uns gelungen, eine extrem homogene und spielstarke Mannschaft zusammenzustellen. Hierbei sollten auch nicht die Spieler aus dem erweiterten Kader vergessen werden, die durch ihren Einsatz bei den Lehrgängen ebenfalls einen wichtigen Anteil an diesem Erfolg haben."

In Österreich waren viele dieser Spieler in Fankleidung, teilweise sogar in hautengen schwarz-rot-goldenen Anzügen zu sehen. Ist das auch ein Indiz für den guten Umgang im gesamten Kader?
"Ich denke schon. Bei den Lehrgangsmaßnahmen herrschte trotz des großen Konkurrenzkampfes immer eine gute und faire Stimmung. Ich habe mich sehr gefreut, dass so viele Spieler als Fans in Österreich dabei waren und anschließend allen gratuliert haben. Die nicht Anwesenden haben ebenfalls per SMS oder Mail Glückwünsche übermittelt, auch wenn es letztendlich nicht alle übers Herz gebracht haben."

In anderen Nationen wird mit Mentaltrainern oder Psychologen zusammen gearbeitet. Ist das bei Ihnen auch ein Thema?
"Wir arbeiten seit der WM 2007 mit einem Sportpsychologen zusammen. Dies geschieht im Hintergrund und meistens nur über die Trainer. In diesem Jahr war der Psychologe lediglich bei einer Maßnahme vor Ort und hat mit den Spielern spezielle Dinge zusammen erarbeitet. Dieses Thema ist im Spitzensport mittlerweile Standard, aber ist eben nur ein kleiner Baustein im gesamten Konstrukt und sollte nicht zu hoch gehängt werden. "

Demnach hattet ihr in Österreich gar keine mentale Unterstützung von draußen?
"Nein, das halte ich bei einem Event nicht für notwendig und das ist auch in anderen Sportarten nicht üblich - oder haben Sie Jörg Löhr schon mal auf der Bank der Handballer sitzen gesehen? Da wird die Arbeit im Vorfeld gemacht und dann müssen sich die Spieler auf das Wesentliche, nämlich das Faustballspiel an sich konzentrieren. Dort ist dann nur noch die Zusammenarbeit Spieler – Trainer von Bedeutung."

Sie haben zusammen mit dem restlichen Trainerstab vor kurzem für weitere 4 Jahre zugesagt. Was war hierfür ausschlaggebend?
"Die Arbeit mit den Jungs macht einfach Spaß und es passt auch insgesamt. Im Trainerstab haben wir eine klare Aufgabenverteilung. Jeder weiß, wann er was zu tun hat. Da kann mich absolut auf jeden einzelnen verlassen und ich kann mich auf meine Hauptaufgaben konzentrieren. Das Ergebnis der WM war für mich nebensächlich für meine Entscheidungsfindung. Mann kann auch Spaß an der Sache haben, wenn es nicht den maximalen Erfolg gibt. In diesem Fall trifft beides zu und daher war die Entscheidung recht schnell und einfach. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle auch noch die sehr gute Zusammenarbeit mit der DFBL-Führung. Hier geht in erster Linie mein Dank an Ulrich Meiners und Dirk Schachtsiek, die uns immer das Vertrauen geschenkt und uns unterstützt haben."

Die Erwartungen in Deutschland werden jetzt sicherlich rapide steigen und es werden nur noch Siege erwartet wie zu früheren Zeiten. Was sagen Sie diesen Leuten?
"Hier muss ich leider eine klare Absage erteilen. Es wäre schön, wenn es so wäre, und wir werden auch unser möglichstes dafür tun, aber Erfolg ist im Sport nun mal nicht garantiert. Die anderen Nationen sind nicht schlechter als wir, nur haben wir in Österreich einfach die perfekte Leistung zur richtigen Zeit gebracht. Das kann beim nächsten Mal wieder anders herum sein, denn die Konkurrenz schläft nicht. Wir sind jetzt nicht mehr der Außenseiter, der nur gewinnen kann. Wir sind von nun an der Gejagte und wenn wir uns mit dem Erreichten zufrieden geben und uns nicht weiter entwickeln wird es ein böses Erwachen geben und wir werden uns wieder hinten anstellen müssen. Damit dies nicht der Fall ist, laufen die Planungen für die Zukunft bereits auf Hochtouren und wir wollen die nächste Stufe in unserer Entwicklung erreichen."

Wie sieht Ihre Planung in Sachen Kader und Lehrgangsmaßnahmen für das kommende Jahr aus?
"Wir werden 2012 den Kader wieder für junge und talentierte Spieler öffnen und dementsprechend viele Spieler zum ersten Lehrgang einladen. Die Bekanntgabe des Kaders wird noch in diesem Jahr geschehen, sodass alle Spieler die Möglichkeit haben, sich intensiv und langfristig darauf vorzubereiten. Im nächsten Jahr werden wir zwei Lehrgänge durchführen, wobei der erste gemeinsam mit der U21 und U18 geplant ist. Nicht zuletzt durch die gute und langjährige konzeptionelle Zusammenarbeit mit den Trainern dieser Nachwuchsteams, Roland Schubert und Hartmut Maus, ist der Erfolg in Österreich möglich geworden. Vom 17. bis 19. August findet in Schweinfurt dann die Europameisterschaft statt. Diesen Termin sollten sich schon mal alle Faustball-Fans vormerken. Wir würden uns über eine ähnlich tolle Unterstützung wie in Pasching beim WM-Finale freuen. Das war für alle Anwesenden im Stadion ein unglaubliches Erlebnis, das es zu wiederholen gilt."

fuente: http://www.faustball-liga.de/news/aktuell/hallensaison_2011-12/bundestrainer_startet_em-planung/

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