Suiza:16.08.11 - Grosses Interview mit Cathomas .von Andreas Hörner (Die Südostschweiz)
16.08.11 - Grosses Interview mit Cathomas .von Andreas Hörner (Die Südostschweiz)
JONA. Mit dem fünften Platz hat die Schweizer Faustball-Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft in Österreich deutlich unter den Erwartungen beendet. Trainer Marcel Cathomas (Wagen) stand der „Südostschweiz“ kurz nach dem letzten Spiel in Pasching Red und Antwort.
„Ich will mich nicht schützen, aber es wurden keine Fehler gemacht“
Herr Cathomas, wie fällt Ihre persönliche Bilanz dieser Weltmeisterschaft aus?
Marcel Cathomas: Resultatmässig enttäuschend, das ist mit dem fünften Platz definitiv so. Das hatte ich mir niemals so vorgestellt, daher bin ich mit dem Resultat überhaupt nicht zufrieden.
Wo liegen die Gründe für das schlechte Abschneiden?
Das ist extrem schwierig zu sagen. Wenn man im Viertelfinal zwei Matchbälle vergibt, dann wird es noch schwieriger, einen Grund zu finden. Wir waren dabei Argentinien ebenbürtig und hatten unsere beiden Matchbälle vor den Südamerikanern – aber das gibt mir die Lösung nicht auf der Suche nach den Gründen des Scheiterns.
Zwei Matchbälle nicht verwertet, dann müsste doch der Schuldige im Schweizer Angriff zu finden sein?
Nein, auf keinen Fall. Wenn die Mannschaft derart extrem überzeugend, wie am noch Montag gegen die Deutschen (die späteren Weltmeister; die Red.) angetreten wäre, mit dieser enormen Ausstrahlung, dann kann man nicht einzelnen Spielern die Schuld zuschieben. Es ist immer die Mannschaft, aber niemals unser Hauptangreifer Cyrill Schreiber schuld.
In der Zwischenrunde haben Sie gegen Österreich nicht die Bestbesetzung aufgestellt und verloren. Haben Sie dabei falsch gepokert?
Die Überlegung, so anzutreten, ist zusammen mit dem Staff und der Mannschaft gemacht worden. So gesehen war es kein Poker, sondern eine Abmachung.
Konkret war die Abmachung also, euren Hauptangreifer Cyril Schreiber zu schonen?
Das war genau so.
Würde Sie dies – nachträglich betrachtet – nochmals so machen?
Ja! Ich würde ihn nochmals schonen. Unsere schlechte Phase hatte nichts damit zu tun, dass Schreiber überlastet war oder zu wenig gespielt hatte. Er konnte fast nicht mehr das Richtige machen, das lag aber nicht an ihm, sondern an uns allen.
Bei Dauerregen zum Beginn der WM hat Ihr Team restlos überzeugt und dabei auch den späteren Weltmeister Deutschland vom Platz gefegt. Ist die Schweiz Regenwetter-Weltmeister?
Es ist richtig, dass der Einbruch gekommen ist, als es ab Mittwoch trocken wurde. Wir können aber auch beim trockenen Wetter spielen. Wir haben einfach am Mittwoch und Donnerstag zwei schlechte Tage eingezogen und die Glücksfee fehlte uns auch.
Die Spieler und auch Sie haben das Spielfeld nach dem Viertelfinal-Out mit Tränen verlassen. Wie gross war der Schmerz?
Ich bin jetzt 16 Jahre im Leistungsfaustball, bin seit acht Jahren Nationaltrainer. Dabei hatte ich auch sehr viele Hochs erlebt. Jetzt habe ich auch ein Tief einstecken müssen. Ich bin noch immer enttäuscht, aber ich bin niemandem böse und auch nicht nachtragend.
Wurden denn Fehler gemacht?
Nein. Dazu stehe ich und dabei stelle ich mich auch vor die Mannschaft. Nicht weil ich mich schützen will, ich weiss nicht was falsch gemacht worden sein könnte.
Könnte es sein, dass nach einem Monat, der eine oder andere Fehler hervor kommt?
Möglich, kann sein. Ich persönlich werde das Ganze sicher auch noch analysieren. Grundsätzlich kann man aber schon jetzt sagen, dass unser Leistungsfaustball nicht auf dem Niveau der Weltspitze ist. Unsere Landesmeisterschaft hat nicht das Niveau wie etwa jene in Deutschland, Österreich oder Südamerika. Das ist sicher ein grosser Nachteil. Den hohen Rhythmus müssen wir mit der Nationalmannschaft finden, den finden wir nicht in der nationalen Meisterschaft.
Ihre Mannschaft hat zum Abschluss noch zweimal gewonnen, den fünften Platz und die Qualifikation für die World Games gesichert. Wie ist die Stimmung bei WM-Schluss?
Die Stimmung ist ok. Wir sind noch immer die Faustballer, diese Menschen, die zusammen diese WM spielten. Menschlich haben wir es sehr gut und das ist etwas, das auch die sportliche Niederlage erträglicher werden lässt.
Auch Österreich hatte im Halbfinal gegen Argentinien (4:3) grosse Mühe. War das für Sie eine gewisse Genugtuung?
Für mich selber nicht, für einige Fans vielleicht schon.
Das war nun die vierte WM in Serie ohne Medaille. Was muss passieren, damit die Schweiz in vier Jahren in Argentinien wieder mal aufs Podest kommt?
Ich sage es ganz kritisch: Unser Verband muss klar neue Strukturen erhalten.
Was meinen Sie damit konkret?
Dass unter anderem ein Nationaltrainer nicht für alles verantwortlich ist: Verantwortlich für die Ausrüstung, die Zusammenzüge, die Mahlzeiten, die Trainingsplätze, die Bälle usw. So ist es extrem schwierig, als führende Person den Fokus fürs Wesentliche zu finden.
Neben der Nationalmannschaft trainieren Sie auch das NLA-Team aus Jona. Mit Hanspeter Brigger als einem Ihrer Co-Trainer hatten sie gleichzeitig den Trainer ihres Meisterschaftskonkurrenten Diepoldsau an Ihrer Seite. Wie hat das funktioniert?
Wir haben die Aufgabenteilung so gemacht, dass Brigger für das Training zuständig ist. Ich sorgte für das Drumherum und war für das Coaching verantwortlich. Das hat gut funktioniert. Gegen aussen mag das aber für die einen ein wenig komisch ausgesehen haben. Ich persönlich hatte als Nationaltrainer das Vereinsdenken seit anfangs Juli völlig abgeschaltet. Ich hatte während den acht Jahren auch nie Probleme damit. Ich denke, das ist bei Hanspeter ebenso.
Wie sieht nun Ihre Zukunft als Nationaltrainer aus?
Dieser Entscheid ist für mich noch nicht fällig. Ich werde mich wohl bis in vier bis fünf Wochen entscheiden können.
Die WM ist zu Ende. Was bleibt Positives zurück?
(Überlegt) Das ist eine schwierige Frage. Trotz dem negativen Resultat, kann ich von dieser WM viel Positives mitnehmen: Wir sind trotz der Niederlage zueinander gestanden. Das Vertrauen innerhalb der Mannschaft blieb bestehen. Zum Positiven gehören auch die jungen Spieler, die sich sportlich und menschlich grossartig integriert hatten.
fuente: http://www.swissfaustball.cl/
JONA. Mit dem fünften Platz hat die Schweizer Faustball-Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft in Österreich deutlich unter den Erwartungen beendet. Trainer Marcel Cathomas (Wagen) stand der „Südostschweiz“ kurz nach dem letzten Spiel in Pasching Red und Antwort.
„Ich will mich nicht schützen, aber es wurden keine Fehler gemacht“
Herr Cathomas, wie fällt Ihre persönliche Bilanz dieser Weltmeisterschaft aus?
Marcel Cathomas: Resultatmässig enttäuschend, das ist mit dem fünften Platz definitiv so. Das hatte ich mir niemals so vorgestellt, daher bin ich mit dem Resultat überhaupt nicht zufrieden.
Wo liegen die Gründe für das schlechte Abschneiden?
Das ist extrem schwierig zu sagen. Wenn man im Viertelfinal zwei Matchbälle vergibt, dann wird es noch schwieriger, einen Grund zu finden. Wir waren dabei Argentinien ebenbürtig und hatten unsere beiden Matchbälle vor den Südamerikanern – aber das gibt mir die Lösung nicht auf der Suche nach den Gründen des Scheiterns.
Zwei Matchbälle nicht verwertet, dann müsste doch der Schuldige im Schweizer Angriff zu finden sein?
Nein, auf keinen Fall. Wenn die Mannschaft derart extrem überzeugend, wie am noch Montag gegen die Deutschen (die späteren Weltmeister; die Red.) angetreten wäre, mit dieser enormen Ausstrahlung, dann kann man nicht einzelnen Spielern die Schuld zuschieben. Es ist immer die Mannschaft, aber niemals unser Hauptangreifer Cyrill Schreiber schuld.
In der Zwischenrunde haben Sie gegen Österreich nicht die Bestbesetzung aufgestellt und verloren. Haben Sie dabei falsch gepokert?
Die Überlegung, so anzutreten, ist zusammen mit dem Staff und der Mannschaft gemacht worden. So gesehen war es kein Poker, sondern eine Abmachung.
Konkret war die Abmachung also, euren Hauptangreifer Cyril Schreiber zu schonen?
Das war genau so.
Würde Sie dies – nachträglich betrachtet – nochmals so machen?
Ja! Ich würde ihn nochmals schonen. Unsere schlechte Phase hatte nichts damit zu tun, dass Schreiber überlastet war oder zu wenig gespielt hatte. Er konnte fast nicht mehr das Richtige machen, das lag aber nicht an ihm, sondern an uns allen.
Bei Dauerregen zum Beginn der WM hat Ihr Team restlos überzeugt und dabei auch den späteren Weltmeister Deutschland vom Platz gefegt. Ist die Schweiz Regenwetter-Weltmeister?
Es ist richtig, dass der Einbruch gekommen ist, als es ab Mittwoch trocken wurde. Wir können aber auch beim trockenen Wetter spielen. Wir haben einfach am Mittwoch und Donnerstag zwei schlechte Tage eingezogen und die Glücksfee fehlte uns auch.
Die Spieler und auch Sie haben das Spielfeld nach dem Viertelfinal-Out mit Tränen verlassen. Wie gross war der Schmerz?
Ich bin jetzt 16 Jahre im Leistungsfaustball, bin seit acht Jahren Nationaltrainer. Dabei hatte ich auch sehr viele Hochs erlebt. Jetzt habe ich auch ein Tief einstecken müssen. Ich bin noch immer enttäuscht, aber ich bin niemandem böse und auch nicht nachtragend.
Wurden denn Fehler gemacht?
Nein. Dazu stehe ich und dabei stelle ich mich auch vor die Mannschaft. Nicht weil ich mich schützen will, ich weiss nicht was falsch gemacht worden sein könnte.
Könnte es sein, dass nach einem Monat, der eine oder andere Fehler hervor kommt?
Möglich, kann sein. Ich persönlich werde das Ganze sicher auch noch analysieren. Grundsätzlich kann man aber schon jetzt sagen, dass unser Leistungsfaustball nicht auf dem Niveau der Weltspitze ist. Unsere Landesmeisterschaft hat nicht das Niveau wie etwa jene in Deutschland, Österreich oder Südamerika. Das ist sicher ein grosser Nachteil. Den hohen Rhythmus müssen wir mit der Nationalmannschaft finden, den finden wir nicht in der nationalen Meisterschaft.
Ihre Mannschaft hat zum Abschluss noch zweimal gewonnen, den fünften Platz und die Qualifikation für die World Games gesichert. Wie ist die Stimmung bei WM-Schluss?
Die Stimmung ist ok. Wir sind noch immer die Faustballer, diese Menschen, die zusammen diese WM spielten. Menschlich haben wir es sehr gut und das ist etwas, das auch die sportliche Niederlage erträglicher werden lässt.
Auch Österreich hatte im Halbfinal gegen Argentinien (4:3) grosse Mühe. War das für Sie eine gewisse Genugtuung?
Für mich selber nicht, für einige Fans vielleicht schon.
Das war nun die vierte WM in Serie ohne Medaille. Was muss passieren, damit die Schweiz in vier Jahren in Argentinien wieder mal aufs Podest kommt?
Ich sage es ganz kritisch: Unser Verband muss klar neue Strukturen erhalten.
Was meinen Sie damit konkret?
Dass unter anderem ein Nationaltrainer nicht für alles verantwortlich ist: Verantwortlich für die Ausrüstung, die Zusammenzüge, die Mahlzeiten, die Trainingsplätze, die Bälle usw. So ist es extrem schwierig, als führende Person den Fokus fürs Wesentliche zu finden.
Neben der Nationalmannschaft trainieren Sie auch das NLA-Team aus Jona. Mit Hanspeter Brigger als einem Ihrer Co-Trainer hatten sie gleichzeitig den Trainer ihres Meisterschaftskonkurrenten Diepoldsau an Ihrer Seite. Wie hat das funktioniert?
Wir haben die Aufgabenteilung so gemacht, dass Brigger für das Training zuständig ist. Ich sorgte für das Drumherum und war für das Coaching verantwortlich. Das hat gut funktioniert. Gegen aussen mag das aber für die einen ein wenig komisch ausgesehen haben. Ich persönlich hatte als Nationaltrainer das Vereinsdenken seit anfangs Juli völlig abgeschaltet. Ich hatte während den acht Jahren auch nie Probleme damit. Ich denke, das ist bei Hanspeter ebenso.
Wie sieht nun Ihre Zukunft als Nationaltrainer aus?
Dieser Entscheid ist für mich noch nicht fällig. Ich werde mich wohl bis in vier bis fünf Wochen entscheiden können.
Die WM ist zu Ende. Was bleibt Positives zurück?
(Überlegt) Das ist eine schwierige Frage. Trotz dem negativen Resultat, kann ich von dieser WM viel Positives mitnehmen: Wir sind trotz der Niederlage zueinander gestanden. Das Vertrauen innerhalb der Mannschaft blieb bestehen. Zum Positiven gehören auch die jungen Spieler, die sich sportlich und menschlich grossartig integriert hatten.
fuente: http://www.swissfaustball.cl/
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